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Lange Kriegsjahre

In der Geschichte eines jedes Ortes wechseln sich vermutlich gute und schlechte Jahre mit einer gewissen Regelmäßigkeit ab. Innerhalb der weniger angenehmen Perioden gibt es jedoch Ereignisse, die besonders gravierende Folgen haben. In vielen Ortschroniken wimmelt es nur so von Naturkatastrophen, Seuchen, Bränden und kriegerischen Auseinandersetzungen. Auch Reil blieb in seiner Geschichte von solchen Ereignissen nicht verschont. Zu den regelmäßig auftretenden Naturkatastrophen zählen die Hochwasser der Mosel, die immer noch schwere Schäden hervorrufen können. Fröste und Hagelschauern bedrohten stets die Weinernte. Auch die Seuchen machten vor dem Ort nicht halt. Zwar ist nicht überliefert, wie viele Reiler der Pest zum Opfer fielen. Aber selbst im 19. Jahrhundert starben bei Typhus- und Cholera-Epidemien fast jeder zehnte Einwohner. Auch unter den Kriegszügen von der frühen Neuzeit bis zur Französischen Revolution hatte der Ort schwer zu leiden. Einen Großbrand, der viele Häuser zerstörte, scheint es in Reil jedoch nie gegeben zu haben.

Ein Regiment fällt ein

Die "zehn schlimmsten Tage" des Dorfes sind für Nachwelt sogar durch akribische Schadensaufstellungen festgehalten worden. Es handelt sich um den Zeitraum von 17. bis 27. Februar 1588, als ein Regiment spanischer Söldner in die Dörfer des Kröver Reiches einfiel und in übelster Weise mit deren Bewohnern umsprang. Die 4000 spanischen, französischen und italienischen Soldaten unter dem Kommando des Freiherrn von Bellemont befanden sich damals auf dem Weg von Lothringen ins Rheinland, um den dortigen Katholiken im so genannten Kölnischen Krieg beizustehen. Zwar hatte ihnen der Trierer Erzbischof freien Durchzug gewährt, doch dieser hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass die Soldaten unterwegs katholische Dörfer plündern würde. So traf der Einmarsch der Truppen die Dorfbewohner völlig unvorbereitet. Sie hatten keine Zeit mehr finden können, ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen.

In den zehn Tagen ihres Aufenthaltes zeigten sich die Soldaten, denen angeblich der Sold vorenthalten worden war, von ihrer schlechtesten Seite. Sie durchsuchten die Häuser nach Wertgegenständen, zerschlugen das Mobiliar und tranken so viel Wein, wie sie vertragen konnten. Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, vergriffen sie sich auch noch an den "schöneren" Frauen und vergewaltigten sie. Aus Reil wurde berichtet: "Es ist sehr gewiss, ja sogar öffentlich bekannt, dass einige schönere Ehefrauen elendiglich mit Gewalt geschändet worden sind. Die Ehemänner dieser geschändeten Frauen aber wollen die Schande nicht bekanntgeben, nicht aus Unklugheit, sondern wegen der perversen öffentlichen Meinung und ihres Ansehens willen, andernfalls würden Kinder, die zu jenem Zeitpunkt gezeugt, einen ungewissen Vater haben."

Bevor die Soldaten endlich abzogen, machten sie sich noch den Spaß, den Dorfbewohnern mit dem Anzünden ihrer Häuser zu drohen. Wenige Tage später ließ der sponheimische Landesherr eine Schadensliste in allen betroffenen Orten aufstellen. Aus Reil meldeten sich fast 100 geschädigte Haushalte. Die gesamte Schadenssumme belief sich auf 4742 Florin, was auf heutige Verdienstverhältnisse umgerechnet ungefähr einer Million Euro entspricht. Die Schadensliste, die sich heute im Landesarchiv Karlsruhe befindet, gibt einen guten Einblick in die damaligen Vermögensverhältnisse und einen Überblick über die Reiler Familien dieser Zeit.

Dreißig Jahre Kriegslasten

In den folgenden Jahrzehnten hatten die Reiler Ruhe vor Soldatenhorden. Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges sollte sich dies jedoch wieder ändern. Von 1620 bis zum Ende des Krieges gab es fast durchgängig Einquartierungen von Soldaten in den Dörfern. Dies führte dazu, dass deren Bewohner völlig verarmten, die Gemeinden sich hoch verschulden mussten und die Bevölkerung zum Teil in die umliegenden Wälder floh. Der Krieg musste den Krieg ernähren, und so pressten die Heere aus den besetzten Gebieten heraus, was sie nur konnten. Einer Chronik zufolge war während des Dreißigjährigen Krieges der Reiler Hals stark befestigt. 1650 jedoch, als der Krieg bereits vorbei war, sei der französische General von Rosen mit einem Korps in das Amt Zell eingerückt und habe die Verschanzungen gestürmt. Dabei seien 50 Mann getötet worden.

Der Dreißigjährige Krieg war noch nicht lange zu Ende, da standen die französischen Heere in den Reunionskriegen des Sonnenkönigs Ludwig schon wieder an der Mosel. Dieses Mal wollte sie offensichtlich länger bleiben, denn unweit von Reil, auf dem Trabener Mont Royal, planten sie den Bau der größten Festungsanlage Europas. Unter der Leitung des Festungsbaumeisters Vauban leisteten 8000 Männer Frondienst, um in wenigen Jahren Unterkünfte für rund 22.000 Soldaten und 3000 Pferde zu schaffen. Nach dem Frieden von Rijswijk im Jahre 1697 räumten die Franzosen aber wieder die linksrheinischen Gebiete und zerstörten die Anlagen, die sie nicht den Feinden überlassen wollten. Angeblich sind auch in Reil aus den Überresten der Festung neue Häuser gebaut worden.


Literatur

BÖSE, Günther: Die Plünderung von Traben, Litzig und Rißbach - Der Einfall des spanischen Söldnerregiments Bellemont 1588 in die Hintere Grafschaft Sponheim. In: Kreis Bernkastel-Wittlich. Jahrbuch 1991, S. 259-271.

SCHAAF, Erwin; MÖTSCH, Johannes: Beiträge zur Geschichte des Kröver Reiches. Bernkastel-Kues 1998.

 

Zum Anfang dieser Seite Zuletzt aktualisiert am 13.September 2004   © Friedhelm Greis